Alice Miller
und weitere Autoren zum Thema Kindesmißhandlung

Die grundlegende Aussage der Schriften von Alice Miller und anderer Entwicklungspsychologen wie z.B. Arno Gruen:
Die Wurzeln der Gewalt sind nicht unbekannt
Klapse für Säuglinge

Links zu Videos bei youtube – Thema Kindesmißbrauch:

Fünf Vorlesungen über die Bindungstheorie: Suchergebnisse Bindungstheorie bei YouTube

TV Spot gegen Vernachlässigung von Kindern: Vernachlässigung fängt beim Wegschauen an
TV Spot gegen Kindesmissbrauch: Jedes fünfte Kind in Deutschland wird sexuell mißbraucht

FingerWeg von Kindern: Jährlich werden 10.000 Kinder sexuell mißbraucht

Kindesmißbrauch: Alle zwei Minuten wird ein Kind sexuell mißbraucht

Sexueller Missbrauch von Kindern: Ca. 300.000 Kindern werden in Deutschland sexuell mißbraucht

Sexueller Missbrauch- Vivis Geschichte: Ich war erst sechs ...

Warum Papi? - Die Geschichte einer 4-jährigen

Das Drama des begabten Kindes und die Suche nach dem wahren Selbst Auszug
"Wenn ein Narr einen Stein ins Wasser wirft", sagt ein altes Sprichwort, "dann können ihn hundert Gescheite nicht herausholen." Darin spiegelt sich die Verzweiflung des Gescheiten angesichts der Dummheit. Aber ein unbefangenes Kind, das noch nicht verlernt hat, in Bildern zu denken, könnte vielleicht fragen: "Warum müssen sich denn die hundert Gescheiten so anstrengen, um diesen einen Stein herauszuholen, wenn doch die Welt voller Steine ist? Warum schauen sie sich nicht um? Vielleicht fänden sie dann neue Schätze, die ihnen entgehen, während sie so eifrig und vergeblich im Wasser suchen?" Ähnlich scheint es uns mit dem Wort "Narzißmus" zu gehen. Wie kaum ein anderes als wissenschaftlicher Begriff gebrauchtes Wort hat es Eingang in die Alltagssprache gefunden, aus der es nun für die Wissenschaft schwer zu retten ist. Und wir geraten immer deutlicher in einen seltsamen Teufelskreis: je mehr und je redlicher sich die Psychoanalytiker bemühen, den Begriff "Narzißmus" zu vertiefen, zu erhellen und zu differenzieren, um ihn in ihrer Wissenschaft verwenden zu können, um so anziehender wird er – auch für die Alltagssprache –, wodurch er ein so hohes Maß an Vieldeutigkeit gewonnen hat, daß er für eine präzise psychoanalytische Begriffsbildung kaum mehr zu gebrauchen ist.

Am Anfang war Erziehung Auszug
Erziehung als Verfolgung des Lebendigen
Man wirft der Psychoanalyse vor, daß sie allenfalls einer privilegierten Minderheit, und dies nur sehr bedingt, helfen könne. Dieser Vorwurf ist durchaus berechtigt, solange die Früchte der durchgeführten Analysen wirklich nur Eigentum der wenigen Privilegierten bleiben. Das muß aber nicht so sein. Die Reaktionen auf mein Buch über DAS DRAMA DES BEGABTEN KINDES lehrten mich, daß der Widerstand gegen das, was ich zu sagen habe, unter Laien keineswegs größer – in der jungen Generation vielleicht sogar kleiner – ist als unter Fachleuten und daß es deshalb sinnvoll und notwendig ist, das durch Analysen von Wenigen gewonnene Wissen nicht in Bibliotheken zu speichern, sondern es der Öffentlichkeit zukommen zu lassen. Diese Einsicht führte mich persönlich zu der Entscheidung, die nächsten Jahre dem Schreiben zu widmen.
Ich möchte hauptsächlich Vorgänge schildern, die sich außerhalb der psychoanalytischen Situation, überall im Leben, abspielen, deren tieferes Verständnis aber auf psychoanalytischer Erfahrung beruht. Das heißt freilich nicht, daß eine fertige Theorie "Auf die Gesellschaft angewendet" würde, denn ich glaube, daß ich nur dann einen Menschen wirklich verstehe, wenn ich hören und fühlen kann, was er mir sagt, ohne mich mit Theorien gegen ihn abzusichern bzw. zu verschanzen. Doch die tiefenpsychologische Arbeit mit anderen und mit sich selber verschafft uns Einblicke in die menschliche Seele, die uns überall im Leben begleiten und unsere Sensibilität auch außerhalb des Sprechzimmers schärfen.

Du sollst nicht merken Auszug
Variationen über das Paradies-Thema
Alice Miller studierte in Basel Philosophie, Psychologie und Soziologie. Nach der Promotion machte sie in Zürich ihre Ausbildung zur Psychoanalyse und übte 20 Jahre lang diesen Beruf aus. 1980 entschloß sie sich, ihre Praxis und Lehrtätigkeit aufzugeben, um zu schreiben. Seitdem veröffentlichte sie 8 Bücher, in denen sie die breite Öffentlichkeit mit den Ergebnissen ihrer Kindheitsforschungen, mit den Ursachen und Folgen von Kindesmißhandlungen bekannt machte. Die verborgenen Manipulationen in der Erziehung und Politik aufzudecken war lange das Ziel ihrer Bemühungen. Heute befaßt sie sich u.a. mit der Analyse von vereinnahmenden Gruppen. 1986 erhielt sie in New York den Janusz-Korczak-Preis.
Du sollst nicht merken – nämlich: was dir in deiner Kindheit angetan wurde und was du in Wahrheit selbst tust – ist ein niemals ausgesprochenes, aber sehr früh verinnerlichtes Gebot, dessen Wirksamkeit im Unbewußten des Einzelnen und der Gesellschaft Alice Miller zu beschreiben versucht. Ihre Analyse dieses Gebots führt sie zu einer Kritik der Triebtheorie Freuds; deren gesellschaftliche Hintergründe veranschaulicht sie u.a. durch eine ausführliche Interpretation des "Wolfsmanns", des berühmten Patienten Freuds, und durch eine Auseinandersetzung mit dem Werk Kafkas, aus der ein neues Kafka-Bild hervorgeht (und implizit eine Theorie menschlicher Kreativität).
Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind, und was weiß ich von Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüßtest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich (...) stehen, wie vor dem Eingang zur Hölle. Franz Kafka

Die Revolte des Körpers Auszug
In diesem Buch geht es um die Frage, welche Konsequenz die Verleugnung unserer wahren und starken Emotionen für den Körper hat. Diese wird uns auch von Moral und Religion abverlangt. Aufgrund meiner Erfahrungen mit der Psychotherapie, meiner eigenen und der sehr vieler Menschen, bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß die in ihrer Kindheit mißhandelten Menschen nur mit Hilfe einer massiven Verdrängung und Abspaltung ihrer wahren Emotionen versuchen können, das Vierte Gebot zu befolgen. Sie können ihre Eltern nicht ehren und lieben, weil sie sie immer noch unbewußt fürchten. Auch wenn sie sich das wünschen, können sie kein entspanntes, vertrauensvolles Verhältnis entwickeln. Was sich gewöhnlich feststellen läßt, ist vielmehr eine krankmachende Bindung, die aus Angst und Pflichtgefühl besteht, die sich aber kaum als echte Liebe bezeichnen läßt, sondern als ein Schein, eine Fassade. Hinzu kommt, daß Menschen, die in der Kindheit mißhandelt wurden, oft ihr Leben lang hoffen, endlich die Liebe zu erhalten, die sie nie erfahren haben. Diese ihre Erwartungen verstärken ihre Bindung an die Eltern, die in der Religion als Liebe bezeichnet und als Tugend gelobt wird. Leider geschieht dies auch in den meisten Therapien, weil sie von der traditionellen Moral beherrscht sind. Doch den Preis für diese Moral bezahlt der Körper. Wenn ein Mensch glaubt, daß er das fühlt, was er fühlen sollte, und ständig versucht, das nicht zu fühlen, was er sich zu fühlen verbietet, wird er krank, es sei denn, er läßt seine Kinder die Rechnung bezahlen, indem er sie als Projektionsfläche für uneingestandene Emotionen benutzt. Ich meine hier auf eine psychobiologische Gesetzmäßigkeit gestoßen zu sein, die sehr, sehr lange durch religiöse und moralische Forderungen zugedeckt war. Der erste Teil dieses Buches zeigt diese Gesetzmäßigkeit anhand mehrerer Lebensläufe berühmter Persönlichkeiten auf. Die beiden folgenden Teile weisen auf Wege der echten Kommunikation hin, die aus dem Teufelskreis des Selbstbetrugs herausführen und eine Befreiung von Symptomen ermöglichen können.
"Emotionen sind kein Luxus, sondern ein komplexes Hilfsmittel im Daseinskampf." Antonio R. Damasio

Der gemiedene Schlüssel Auszug
Auf der Suche nach traumatischen Erfahrungen in Biographien
Sooft ich in Biographien von schöpferischen Menschen blättere, finde ich auf den ersten Seiten beiläufige Informationen, die mir bei meiner Arbeit besonders hilfreich sind. Sie beziehen sich auf ein oder mehrere Ereignisse der Kindheit, deren Spuren immer im Werk nachweisbar sind und meistens wie ein roter Faden das ganze Werk durchziehen. Trotzdem werden diese einzelnen Ereignisse vom Biographen selbst kaum beachtet. Man könnte diese Fakten mit einem gefundenen Schlüsselbund vergleichen, für den man keine Verwendung hat, weil man den Besitzer nicht kennt und vermutet, daß er längst ein anderes Haus bewohnt, folglich an den verlorenen Schlüsseln nicht das geringste Interesse mehr haben wird.
Die Autorin untersucht das Leben von Friedrich Nietzsche, Pablo Picasso, Käthe Kollwitz, Buster Keaton, Stalin, Hitler,
Chain Soutine und geht auf das Märchen "Des Kaisers neue Kleider" von H. G. Andersen ein – immer unter den Aspekten des vierten Gebotes: "Du sollst deine Eltern achten", was soviel bedeutet wie "Du sollst nicht merken, was wir dir antun."

Das verbannte Wissen Auszug
Im Unterschied zum Tier, das in der Regel kurze Zeit nach der Geburt eigenständig ist, bleibt das menschliche Neugeborene lange, sehr lange auf Hilfe angewiesen. Es kommt als ein Bündel von Bedürfnissen zur Welt und braucht unbedingt die Wärme menschlicher Arme, wachsamer Augen und liebkosender Berührungen. Brutkästen und elektrische Wärme sind nur ein sehr unzulänglicher Ersatz dafür, und die Berührung mit kalten Instrumenten kann eine Folter sein. Das Baby braucht die Gewißheit, daß es in jeder Situation beschützt wird, daß sein Kommen erwünscht war, daß sein Schreien gehört, seine Blicke beantwortet und seine Angst beruhigt werden. Es braucht die Sicherheit, daß sein Hunger und Durst gestillt, sein Körper liebevoll gepflegt und seine Not niemals ignoriert werden. Ist das zuviel verlangt? Unter Umständen viel zuviel, eine große Bürde, unter anderen Umständen hingegen eine Freude und Bereicherung. Das hängt ganz davon ab, was die Eltern selbst einst erfuhren und was sie zu geben haben. Doch dessen ungeachtet – jedes Kind ist auf die Erfüllung seiner Bedürfnisse angewiesen, weil es sich selbst nicht helfen kann. Es kann zwar schreien, um Hilfe herbeizurufen, aber es ist ganz davon abhängig, daß seine Umgebung den Schrei hört, ihn ernstnimmt, die dahinterliegenden Bedürfnisse erfüllt und nicht die Schreie haßerfüllt bestraft oder sie gar mit Hilfe von Beruhigungsmitteln verhindert.

Evas Erwachen Auszug
Über die Auflösung emotionaler Blindheit
Inzwischen ist das Problem der Kindesmißhandlungen so sehr ins allgemeine Bewußtsein gerückt, daß ich darauf nicht mehr hinzuweisen brauche. Weniger geläufig ist allerdings die Tatsache, daß das, was wir gemeinhin Erziehung nennen und für gut und richtig erachten, mit folgenschweren Demütigungen einhergeht, die allerdings noch nicht in unser Bewußtsein gerückt sind, weil man uns am Anfang des Lebens diese Wahrnehmung unmöglich machte. Dadurch entsteht ein Teufelskreis der Gewalt und Ignoranz.

Abbruch der Schweigemauer Auszug
Die Wahrheit der Fakten mit einer Einleitung zur dritten Auflage
Wie die vorhergehenden Bücher Alice Millers ist auch dieses Buch unbequem. Miller macht es sich und ihren Lesern niemals leicht. Statt schonender theoretischer Ausführungen konfrontiert sie mit Fakten, die für viele aufgrund ihrer eigenen Kindheitsgeschichte schwer erträglich sind. Wer diese Fakten mit intellektuellen Argumenten abwehrt, bringt sich selbst allerdings um eine lebenswichtige Chance, ein freieres Leben zu führen, und er drückt sich vor der Aufgabe, die Zukunft unserer Kinder nicht dem Glück zu überlassen! Frankfurter Rundschau

Wege des Lebens – Sieben Geschichten
Die meisten Menschen werden in eine Familie hineingeboren und bekommen von ihr die entscheidenden Prägungen. Auch wenn wir als Jugendliche unsere Eltern kritisieren mögen oder sogar ganz mit ihnen brechen, wir können nicht verhindern, daß wir inzwischen mehr oder weniger stark von diesen ersten Prägungen beeinflußt sind. Spätestens wenn wir selber Kinder haben, wird uns dies bewußt.
Viele Menschen machen sich keine Gedanken darüber. Sie wiederholen einfach mit ihren Kindern, was sie selber erfahren haben, und halten dies für durchaus angemessen. Manche aber leiden darunter, wenn sie eines Tages mit Erstaunen feststellen, daß ihnen gerade ihren Kindern oder ihren Partnern gegenüber am meisten die innere Freiheit fehlt, die sie sich seit ihrer Jugend so sehr gewünscht haben. Es mag sein, daß sie dann das Gefühl bekommen, sie würden sich in einer Sackgasse befinden. Als Kinder fanden sie nicht heraus. Sie hatten keine andere Wahl, als sich ihrer Umgebung und deren Beeinflussung zu fügen, und als Erwachsene wissen sie häufig nicht, daß sie Alternativen haben.
Denn so sehr wir auch von unserer Herkunft, unserer Vererbung und unserer Erziehung geprägt sein mögen, im Negativen wie auch im Positiven, als Erwachsene können wir diese Prägungen allmählich erkennen. Dann brauchen wir nicht wie Automaten zu handeln. Je deutlicher sie uns bewußt werden, desto besser werden wir uns aus unseren Sackgassen befreien und neue Informationen aufnehmen können. Die Wege dieser Befreiungen sind sehr unterschiedlich, so zahlreich wie die einzelnen Schicksale. Einige dieser Schicksale erzählen die folgenden Geschichten.

Weitere Autoren über Kindesmißbrauch:

Florence Rush:
Das bestgehütete Geheimnis – Sexueller Kindesmißbrauch
Auszug
Dieses Buch zu schreiben, konnte nicht leicht gewesen sein, und für viele wird es nicht leicht zu verdauen sein. Es gibt genug Menschen, die überkommene Traditionen lieber risikolos in Sentimentalität hüllen, als ihnen unumwunden ins Auge zu sehen. Wie Rush uns zeigt, zog selbst Freud es vor, dokumentarische Aufzeichnungen zu ändern, als sich mit gewissen unangenehmen Wahrheiten abzufinden. Die ist ein Buch, das sich vor unangenehmen Wahrheiten nicht scheut. Rush wühlt in der Geschichte, weil sie sie zu entwirren sucht. Sie stellt den heutigen Täter bloß, da sie die Tat ein für allemal abschaffen will. Dieses Buch legt Zeugnis ab von dem Engagement einer Frau für unsere Zivilisation. (Susan Brownmiller)

Günter Pernhaupt & Hans Czermak:
Die gesunde Ohrfeige macht krank
Auszug
Studie Über die alltägliche Gewalt im Umgang mit Kindern
Anläßlich der Vorstellung einer geplanten Studie "Über die Berechtigung zur körperlichen Züchtigung als Erziehungsmaßnahme" an der Universitätskinderklinik im Juni 1975 erhielten wir vom Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz den Auftrag, Erziehungsnormen und Züchtigungsverhalten in Österreich zu untersuchen. Dieses Buch behandelt Aspekte der Erziehungsnormen und des Züchtigungsverhaltens des Österreichers. Es werden in erster Linie Ursachen, Hintergründe und Auswirkungen von Strafsituationen untersucht, denen das Kind vor allem in seiner Herkunftsfamilie, aber auch in anderer Form, im institutionellen Erziehungsfeld ausgesetzt ist.
In unseren Familien spielt im Rahmen der Kindererziehung die Körperstrafe – aber auch die nicht-körperliche Strafe – seit jeher eine ganz entscheidende Rolle; ja Erziehung ist ganz allgemein bis zum heutigen Tag ohne Strafe gar nicht denkbar. Nach eigenen, sehr eingehenden Befragungen junger Mütter werden – im Durchschnitt – schon Säuglinge im Alter von zehn Monaten zum ersten Mal geschlagen, in einem Alter also, in dem das leicht verletzbare Kind mit Sicherheit nicht versteht, warum das umsorgende, liebevolle Pflegeverhalten der Eltern plötzlich in eine schmerzhafte Handlung umschlägt. Der Erfolg dieses Strafens kann nicht Verhaltenskorrektur sein, denn welchen Fehlverhaltens kann sich ein Kind in diesem Alter schon schuldig machen? Gerade an solchen Beispielen ersieht man am klarsten, daß das Schlagen des Kindes in den meisten Fällen lediglich eine emotionelle Abreaktion des "beleidigten" Elternteils darstellt. Bei den Eltern haben die Kontroll- und Bremsmechanismen versagt. Was das für das wehrlose Kind im Extremfall bedeuten kann, läßt sich am Beispiel der Mißhandlungen ablesen.

Susan Forward & Craig Buck: Vergiftete Kindheit
Vom Mißbrauch elterlicher Macht und seinen Folgen
Ich habe in achtzehn Jahren als Therapeutin Tausende von Patienten gesehen, in meiner Privatpraxis und in Krankenhausgruppen, und die Selbstachtung einer deutlichen Mehrheit war beeinträchtigt, weil ein Elternteil regelmäßig schlug, kritisierte oder darüber "scherzte", wie dumm, häßlich oder ungewollt ihre Kinder seien. Oder sie wurden mit Schuldgefühlen überladen, sexuell mißhandelt, mit zuviel Verantwortung belastet oder zu sehr beschützt. Nur wenige sehen die Verbindung zwischen dem Verhalten ihrer Eltern und ihren eigenen Problemen. Es handelt sich um einen weitverbreiteten emotionalen "blinden Fleck". Wir haben einfach Schwierigkeiten zu erkennen, daß die Beziehung zu den Eltern unser gesamtes Leben entscheidend beeinflußt.

Kristina Meyer: Das doppelte Geheimnis
Weg einer Heilung und Therapie eines sexuellen Mißbrauchs
Kristina Meyer, geboren 1957, erlebte die sexuelle Mißhandlung durch ihren Vater. Sie schaffte es, sich zu lösen und ihren eigenen Weg zu gehen. Sie ist heute an einer Universität tätig.
Der Weg der Erinnerung ist schmerzlich. Doch dann schafft es Kristina mit Hilfe der Therapeutin, sich der Wahrheit ganz zu stellen. Sie erfährt: Es ist möglich, das Trauma der Mißhandlung durch den Vater zu überwinden. Es gibt wirklich eine Heilung. Damit macht sie vielen Frauen Mut, die Gewalt erfahren haben. Mehr als eine bewegende und erschütternde Geschichte: Tiefe Einblicke in eine gelungene Therapie. Kristina Meyer ist ein Pseudonym. Die Autorin lebt in Süddeutschland.