Auszüge aus Ralf Ludwig's
"Kant für Anfänger – Der kategorische Imperativ"

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Vorwort

Kant zu lesen ist schwer. So beginnt das Vorwort in dem Parallelband "Kritik der reinen Vernunft". In diesem Buch möchte ich anders fortfahren. Über Kants kategorische Imperativ zu lesen, ist nicht nur interessant, sondern auch wichtig. Denn am Vernunftanspruch des kategorischen Imperativs kann keiner vorbeigehen:

Und auch nicht der Überlebende des geistigen Preußentums. Vor allem er nicht. Denn Kants Vorstellung von Pflicht ist die Mitgift, die das philosophische Denken in die Ehe mit dem preußischen Thron eingebracht hat. Diese Mitgift hat, falsch verstanden, verkürzt wiedergegeben und in falschen Händen für die eigenen Zwecke mißbraucht, viel Unheil angerichtet.

Der kategorische Imperativ: Es gibt kaum jemanden, der diese zwei Worte noch nie gehört hat. Aber darüber, was er bedeutet, können nicht allzu viele Zeitgenossen eine Auskunft geben, die exakt und einigermaßen profund ist. Viele kennen ihn, den kategorsichen Imperativ, geraten aber in Not, wenn sie ihn erklären sollen.

Für diese Not soll das vorliegende Taschenbuch eine Hilfestellung geben.

Ethik: Die Frage nach dem richtigen Handeln

Mensch sein heißt handeln müssen. Mit diesen Zeilen beginnt ein uraltes Ethik-Schulbuch seine erste Seite. Der Satz stimmt. Menschliches Leben ist nichts anderes als eine notwendige Aneinanderreihung von Entscheidungen. Nur: sich nicht entscheiden, ist nicht möglich.

Klingelt der Wecker in der Frühe, und ich kann micht nicht entscheiden, aufzustehen, habe ich bereits trotz Schläfrigkeit eine Entscheidung getroffen: nämlich die, nicht aufzustehen.

Will ich mein ganzes Leben ohne Entscheidungen schleifen und durchhängen lassen, ist dies bereits eine Entscheidung, sich nicht entscheiden zu wollen. Vielleicht ist die einzige Möglichkeit, sich nicht mehr entscheiden zu müssen, der Selbstmord. Und selbst dazu brauche ich eine Entscheidung. Aber ist die richtig?

Genau mit dieser Frage sind wir beim nächsten Schritt. Wir werden fragen müssen: Welches Handeln betrachten wir als richtig bzw. welche Entscheidung ist richtig? Dies zu entscheiden ist Aufgabe der Ethik.

Ethik: Der Begriff kommt vom griechischen Wort ethos. Es heißt in seiner ursprünglichen Bedeutung "Weideplatz" für Tiere, auf den Menschen übertragen "gewohnter Sitz", später dann Gewohnheit, Sitte und Charakter. Ethos in der Übertragung ins Lateinische ergibt das Wort mos/moris, dessen Adjektiv-Form zu dem Begriff "moralisch" führt. So meinen "ethisch" und "moralisch" steng genommen dasselbe; allerdings ist man im heutigen Gebrauch übereingekommen, daß Moral das ist, was menschliches Handeln bestimmt, und Ethik das, was als philosophische Disziplin die Moral zum Thema und Gegenstand der Untersuchungen macht.

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