Auszüge aus Ralf Ludwig's
"Kant für Anfänger – Die Kritik der reinen Vernuft"

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Vorbemerkungen

Kant zu lesen ist schwer. Daran gibt es keinen Zweifel. Die großen Denker unserer Erde machen es uns nicht gerade leicht, verstanden zu werden. Aber es gibt im Leben mehr Dinge, die mit Anstrengungen verbunden sind und sich gerade deswegen lohnen.

Bei Kant kann man den Eindruck haben, daß er der bekannteste und zugleich der am wenigsten gelesene deutsche Philosoph ist. Schuld daran ist ganz sicher nicht die Oberflächlichkeit oder geistige Beschränktheit dessen, der sich mutig an die Kant-Lektüre heranwagt, sondern in der Tat das komplizierte und gewaltige Gedankengebäude des Denkers aus Königsberg.

Die meisten Leser werden wissen, daß Kants Ort die europäische Aufklärung war; aber zu dieser Einsicht gehört nicht viel. Jedoch die Beschwerlichkeit auf sich zu nehmen, ihn im Original zu lesen und zu verstehen, dazu gehört schon etwas mehr.

Dieses Taschenbuch ist ein Hilfsangebot für das schwierige Unterfangen, Kant selbst zu lesen. Von daher ist das Anliegen dieses kleinen Buches recht bescheiden. Ich habe viele Einführungen in Kant gelesen und manche nicht begriffen, weil ich dafür eine eigene Einführung in die Einführung benötigt hätte.

Unser Buch will die Leser ansprechen, die sich zum ersten Mal mit Kant befassen, seien es Schüler, Studenten oder Leute, die einfach nur Lust haben, ihren Verstand zu gebrauchen. Vor allem aber ist es für die geschrieben, die ehrlich zugeben können, daß sie schon einmal versucht haben, Kant zu lesen, es aber verzweifelt aufgaben.

Wenn nun mancher Fortgeschrittene über die Schlichtheit dieses Büchleins lächelt, aber manchem geholfen ist, der den Mut hat, zuzugeben, ein Anfänger zu sein, dann hat es seinen Zweck erreicht.

Kant – eine Hinführung

Den häufigen Vorwurf gegen Kant, den der kleinkarierten Lebensführung des Mannes, der angeblich sein Leben lang seine Heimatstadt Königsberg nie verließ, kann nur jemand erheben, dessen Kenntnisstand über Kant gerade einmael dessen biographischen Lebensweg umfaßt.

Wenn man über etwas urteilen möchte, muß man es kennen. Wer über den großen Philosophen urteilen möchte, tut sich verständlicherweise leichter, über Kants Leben in seiner Einförmigkeit zu urteilen, als über Kants Lehre in ihrer tiefsinnigen Kompliziertheit.

Kants Bücher sind wahrlich kompliziert und haben schon so manchen Interessierten zur Verzweiflung gebracht. Selbst sein früherer Schüler Reinhold Jachmann, der von Kant selbst beauftragt wurde, eine Biographie über ihn zu verfassen, kann sich die anzügliche Bemerkung nicht verkneifen, daß Kants "eigene Ideenfülle und die Leichtigkeit und Gewohnheit, alle philosophischen Begriffe aus der unerschöpflichen Quelle der eigenen Vernunft heraus zu schöpfen, machte, daß Kant am Ende fast keinen anderen als sich selbst verstand".

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