Fuller

 

Buckminster Fuller: Raumschiff Erde

Unser kleines Raumschiff Erde hat nur einen Durchmesser von 8.000 Meilen. Das ist in der ungeheuren Weite des Weltraums eine ziemlich unbedeutende Größe. Der Stern, der uns am nächsten ist – unser Energie lieferndes Mutterschiff Sonne –, ist 92 Millionen Meilen von uns entfernt, und der danach uns nächste Stern ist hunderttausendmal weiter. Das Licht braucht rund zweieinhalb Jahre für den Weg vom nächsten Energieversorgungsraumschiff bis zu uns. Das ist die Art von Raumordnung, in der wir uns bewegen. Unser kleines Raumschiff Erde reist in diesem Augenblick mit 60.000 Meilen pro Stunde um die Sonne und dreht sich außerdem noch um seine eigene Achse, was auf der Breite von Washington D. C. noch mal ungefähr 1.000 Meilen pro Stunde ausmacht. Jede Minute rotieren wir etwa 100 Meilen und legen 1.000 Meilen auf unserer Umlaufbahn zurück. Das ist ein ganz schönes Tempo. Wenn wir unsere raketengetriebenen Raumkapseln mit einer Geschwindigkeit von 15.000 Meilen pro Stunde in den Weltraum schicken, dann ist die Beschleunigungsgeschwindigkeit, mit der die Rakete ihre eigene Umlaufbahn um unser schnelles Raumschiff Erde erreicht, nur um ein Viertel größer als die Geschwindigkeit unseres großen planetaren Raumschiffs.

Das Raumschiff Erde ist so außergewöhnlich gut geplant und entworfen, daß sich seit zwei Millionen Jahren unseres Wissens Menschen an Bord befinden, Menschen, die nicht einmal wußten, daß sie an Bord eines Schiffes sind. Und unser Raumschiff ist so phantastisch konstruiert, daß das Leben an Bord durch Regeneration erhalten bleibt, trotz der Entropie, durch die alle lokal begrenzten physikalischen Systeme Energie verlieren. Daher müssen wir unsere Energie für die Regeneration der Lebewesen von einem anderen Raumschiff – der Sonne – beziehen.

Die Sonne begleitet uns auf unserem Flug durch die gewaltige Weite des galaktischen Systems, und zwar in genau der richtigen Distanz, um uns genügend Strahlung zum Leben zu geben, ohne uns zu verbrennen. Die ganze Anlage des Raumschiffes Erde und seiner lebenden Passagiere ist so hervorragend entworfen, daß der Van-Allen-Gürtel, von dem wir bis gestern nicht einmal wußten, daß wir ihn haben, die Strahlung der Sonne und anderer Sterne filtert. Die Strahlen sind so intensiv, daß sie uns umbringen würden, sobald wir nackt und ungeschützt den Van-Allen-Gürtel verließen. Die Zufuhr dieser Strahlungsenergie für unser Raumschiff Erde wird planvoll so dosiert, daß Menschen wie du und ich es ganz gut aushalten. Jeder kann nun zwar hinausgehen und ein Sonnenbad nehmen, aber wir sind nicht in der Lage, durch unsere Haut so viel Energie einzunehmen, daß wir davon leben könnten. Daher gehören zur Erfindung des Raumschiffs Erde und seiner biologischen Erhaltung die Vegetation auf dem Land und die Algen im Meer, die so entworfen sind, daß sie unter Ausnutzung der Photosynthese genügend lebensregenerierende Energie für uns speichern.

Aber wir können nicht alles essen, was wächst. Tatsächlich ist sehr wenig davon genießbar. Wir können weder Borke noch das Holz der Bäume, noch Gras essen. Aber Insekten können das fressen, und viele andere Tiere und Lebewesen können es auch. Wir beziehen unsere Energie, indem wir Milch und Fleisch der Tiere zu uns nehmen. Die Tiere können sich von der Vegetation ernähren, und es gibt Früchte, zarte Pflanzen und Samen, die auch wir essen können. Wir haben gelernt, mehr von diesen eßbaren Pflanzen durch genetische Züchtung zu kultivieren.

Zurück zur Philosophie-Seite