Auszüge aus Bernt Engelmann's
"Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern"

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Vorwort

Dieses wesentlich erweiterte, mit neuen, erst in jüngster Zeit aufgefundenen Dokumenten ergänzte Buch, dem ich, nicht zuletzt weil es Aufschluß gibt über Werdegang und Hintermänner des derzeitigen Bundeskanzlers Helmut Kohl, weite Verbreitung wünsche, hat eine lange Vorgeschichte.

Als Tatsachenroman "Großes Bundesverdienstkreuz" erschien ein Teil davon erstmals im September 1974 und danach in immer neuen, kaum veränderten Auflagen. Je mehr Leser das Buch fand, desto mehr Fragen mußte ich beantworten – auf Pressekonferenzen, Veranstaltungen, Lesereisen, auch vor etlichen Gerichten sowie vor allem brieflich, weil mehrere tausend Leser mir schrieben, die wissen wollten, ob dieses oder jenes tatsächlich stimme, wie ich es herausgefunden hätte und ob die betreffenden Prominenten denn nicht sofort mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln gegen mich vorgegangen wären. Und daneben meldete sich auch eine stattliche Anzahl von – meist ungenannt bleiben wollenden – Zeugen, die die Richtigkeit der Ermittlungsergebnisse aus eigener Kenntnis bestätigen und sie in wichtigen Punkten noch ergänzen konnten.

Kurz, "Großes Bundesverdienstkreuz" entwickelte, über das Roman-Ende hinaus, ein die enthaltenen Tatsachen stark vermehrendes Eigenleben und wurde, nicht zuletzt durch den Aufstieg mehrerer Randfiguren in die obersten Ränge der bundesdeutschen Politik und Wirtschaft, immer gewichtiger. So erscheint es mir jetzt an der Zeit, der Praxis der Ordensverleihung zu entsprechen und dem "Großen Bundesverdienstkreuz" den Stern dazu folgen zu lassen. Im Klartext: Ich meine, die Öffentlichkeit soll nun erfahren, wie der Tatsachenroman seinerzeit entstanden ist, welche sofortigen und späteren Folgen er hatte und zu welcher – ursprünglich nicht vermuteten – aktuellen Bedeutung er inzwischen gekommen ist.

So erscheint jetzt der unveränderte Tatsachenroman mit einem ausführlichen und, wie ich meine, die nächsthöhere Stufe des hohen Ordens verdienenden Anhang unter dem neuen Titel "Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern". Und sollten die betroffenen Bosse aus Politik und Wirtschaft, vom Kanzler abwärts, abermals die Gerichte gegen Autor und Verlag bemühen, könnte eines Tages auch noch "... mit Stern und Schulterband" folgen.

Verzeichnis der Personen, die in den Dokumenten genannt werden

Bentz, Horst, geboren am 27. Mai 1904 in Dresden, Fabrikant, Inhaber der Melitta-Werke Bentz & Sohn in Minden mit 22 Tochterunternehmen und Zweigbetrieben mit zusammen 8.500 Beschäftigten. Ehemaliger SS-Angehöriger mit aktiv antisemitischer Vergangenheit, langjähriger Förderer rechter, außerparlamentarischer Gruppen.

Burneleit, Dr. Fritz, geboren 1917, langjähriger leitender Angestellter bei der Daimler-Benz AG, wo er als Protegé von Dr. Hanns Martin Schleyer galt. Mitglied des Vorstands der Landsmannschaft Ostpreußen und des Vereins "Deutschland-Stiftung e.V."; Verbindungsmann der Daimler-Benz AG zu rechten, außerparlamentarischen Gruppen. In seinem 1967 erschienenen Buch, "Ich hab mich ergeben ...", zitiert Burneleit den Heidelberger Historiker Conze: "... Werner Conze hat mit Recht festgestellt: Gerade der Nationalsozialismus hat alte sittliche Kräfte in großer Stärke neu geweckt, an die zu erinnern notwendig ist ..."

Diehl, Günter, geboren am 8. Februar 1916 in Köln, Staatssekretär i.e.R., von 1933 bis 1945 Beamter des Auswärtigen Amts, Rundfunkpolitische Abteilung. 1950 wieder eingestellt, wurde Diehl 1967 unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger Bundespressechef, später Botschafter, u. a. in Tokio.

Diehl, Karl, geboren am 4. Mai 1907 in Nürnberg, Industrieller, Verwaltungsratsvorsitzer der DIEHL-Gruppe (NE-Metall-Halbzeug, Uhren, Zeitschaltgeräte, Rechenmaschinen, feinmechanische Fertigung), einem der bedeutendsten Rüstungsproduzenten Europas. Diehl ist eng befreundet mit Franz Josef Strauß, unterstützt über den "Wirtschaftsrat der Union e.V." die bayerische CSU, gehört aber auch zu den Förderern noch weiter rechtsstehender Gruppen.
1972 wurde ihm das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern verliehen.

Flick, Friedrich, 1883-1972, Großindustrieller, Haupteigentümer der Friedrich Flick KG, eines der größten Industriekonzerne Europas, und Großaktionär der Daimler-Benz AG. Bis 1945 Mitglied des "Freundeskreises des Reichsführers SS Heinrich Himmler"; Hauptangeklagter im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß, Fall 5, verurteilt zu 7 Jahren Gefängnis, 1950 vorzeitig aus der Haft entlassen, leitete bis zu seinem Tode die zu den Mammut-Unternehmen der Bundesrepublik zählende Flickgruppe, förderte die CDU/CSU und besonders den "Bayern-Kurier", dessen Herausgeber Franz Josef Strauß sowie diesem nahestehende rechte Gruppen.

Fircks, Otto Freiherr von, geboren am 14. September 1912 in Pedwahlen/Lettland, Verbandsgeschäftsführer, zeitweise Mitglied des Bundestages (CDU).
Im Kriege als SS-Obersturmführer im zentralen "Ansiedlungsstab beim Höheren SS-und Polizeiführer Wartheland", als "Führer beim Stab des SS-Abschnitts XLII" (Gnesen) und beim SS-Rasse- und Siedlungshauptamt tätig. Als solcher war er beteiligt an Aus-, Um- und Ansiedlungsaktionen, bei denen "unerwünschte" Polen und Juden, meist nachts und überfallartig, aus ihren Höfen und Häusern vertrieben und durch Volksdeutsche ersetzt wurden.
Seit 1953 Geschäftsführer des "Bundes der Vertriebenen", Landesverband Niedersachsen; Mitglied des Programmbeirats des Norddeutschen Rundfunks; 1963-1967 Mitglied des Landtags von Niedersachsen; 1969 wurde er Mitglied des Bundestages (CDU), wo er zeitweise dem Ausschuß für Fragen der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts angehörte und in dieser Eigenschaft auch Israel bereiste.

Globke, Hans Maria, 1898-1972, Staatssekretär a.D., bis 1945 Ministerialrat im Reichsinnenministerium, Mitverfasser und -kommentator der judenfeindlichen "Nürnberger Gesetze", zuständig für die meisten Gesetze und Verordnungen, die die Grundlage für die Diskriminierung, Entrechtung und schließliche Ausrottung unliebsamer religiöser und ethnischer Gruppen bildeten. Von 1949 an Ministerialdirektor, dann Staatssekretär im Bundeskanzleramt, wurde Globke die "Graue Eminenz" der Adenauer-Ära, zuständig u.a. für den Bundesnachrichtendienst und die personelle Restauration des Beamtenapparats.
Als Verwalter des geheimen Haushaltstitels 300 finanzierte Globke zahlreiche rechtskonservative und -extremistische Gruppen und deren Publikationen.
1963 erhielt er das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik.

Götz, Hans-Joachim, geboren am 20. Juli 1909 in Berlin, ehedem langjähriger Chef der Günther Wagner Pelikan-Werke, Hannover, auch Präsident der Industrie- und Handelskammer Hannover, Mitglied des Beirats der Deutschen Bank AG.
Im Kriege war Götz als SS-Hauptsturmführer (F) im Stabshauptamt des "Reichskommissars für die Festigung des deutschen Volkstums" in den eroberten Ostgebieten tätig. Er war, insbesondere im Bundestagswahlkampf 1972, einer der Förderer rechter außerparlamentarischer Gruppen und beteiligt an Kampagnen gegen Willy Brandt und die sozialliberale Koalition.

Grau, Karl Friedrich, ehemaliger Hitlerjugend-Streifenführer. Als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der "Studiengesellschaft für staatspolitische Öffentlichkeitsarbeit, anerkannt gemeinnütziges Institut für Erwachsenenbildung e.V" in Amorbach, Generalbevollmächtigter der "Gemeinnützigen Vereinigung zur Förderung der politischen Willensbildung e.V." in Bad Neustadt, Gründungsmitglied und "Bereichs-Geschäftsführer West" des Vereins "Deutschland-Stiftung e.V." sowie als Geschäftsführer der "Gesellschaft für konstruktive Politik e.V." in Amorbach und zahlreicher ähnlicher Institutionen leitete Grau eine ganze Reihe von Kampagnen gegen Willy Brandt und die sozialliberale Koalition. Dabei gingen allein im Wahlkampf des Herbstes 1972 mehrere Millionen DM Spendengelder durch seine Hände. Grau, damals noch eng befreundet und liiert mit Hugo Wellems und Artur Missbach, versuchte mehrmals, eine Aktions- und Wahlgemeinschaft aller rechten Gruppen, von CDU/CSU über die NPD bis zur rechtsextremen "Aktion W", zustande zu bringen. In Zusammenhang mit der Abrechnung von siebenstelligen Spendenbeträgen kam es zu Unstimmigkeiten zwischen Grau und einigen der von ihm geleiteten Organisationen. Wegen seiner allzu engen NPD-Kontakte wurde er im Juni 1974 aus der hessischen CDU ausgeschlossen.

Kempler, Friedrich, geboren am 6. Dezember 1904 in Eggenfelden, Oberbürgermeister zur Wiederverwendung, langjähriges Mitglied des Bundestages (CSU).
Von 1938 bis 1945 Oberbürgermeister von Bayreuth, Mitglied der NSDAP, des NSKK und der SS. Letzter bekannter Dienstgrad: SS-Standartenführer, Dienststelle: Reichssicherheitshauptamt. Bis 1948 war Kempfier in alliierter Internierungshaft. 1968 wurde er mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Kiesinger, Kurt Georg, geboren am 6. April 1904 in Ebingen, Bundeskanzler a.D., Mitglied des Bundestages (CDU) von 1969 bis 1980, Rechtsanwalt.
Von 1933 bis 1945 Mitglied der NSDAP, von 1940 bis 1945 im Auswärtigen Amt, Rundfunkpolitische Abteilung. Dort leitete Kiesinger das Referat B, das zuständig war für "Allgemeine Propaganda, Koordinierung der Arbeit der Länderreferate, Verbindung zum Reichspropagandaministerium" sowie für die Vorzensur aller Auslandssendungen. "Herrn Kiesinger obliegt die Vermittlung der allgemeinen außenpolitischen Propagandarichtlinien", heißt es in einem offiziellen Bericht des Gesandten Rühle.
Nach Kriegsende wurde Kiesinger von den Alliierten verhaftet und 18 Monate lang interniert. Von 1958 bis 1966 war er Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, dann bis 1969 Bundeskanzler.
1960 wurde er mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet.

Missbach, Artur, geboren am 21. September1911 in Radebeul, Wirtschaftsberater und Verleger.
1935 Eintritt in den Justizdienst, dann leitender Beamter im Reichswirtschaftsministerium, im Kriege in verantwortlicher Stellung beim "Sonderbeauftragten für die Spinnstoffwirtschaft", dort federführend "für den Einsatz von Herren der Wirtschaft in den besetzten Gebieten", von 1942 an Leiter der Wirtschaftsgruppe Textil-, Bekleidungs- und Lederindustrie" in Krakau. 1944: stellvertretender Betriebsführer der "Oberschlesischen Gummiwerke" in Trzebinia.
Seit 1947 Mitglied der CDU; 1957-1961 Mitglied des Landtags von Niedersachsen, 1961-1969 Mitglied des Bundestages. Herausgeber der "Vertraulichen Mitteilungen aus Politik und Wirtschaft", mit denen er sich an den Kampagnen gegen Willy Brandt und die sozialliberale Koalition beteiligte; leitete die "Außenstelle Nord" der "Studiengesellschaft für staatspolitische Öffentlichkeitsarbeit", mit der er sich nach Auseinandersetzungen mit Karl Friedrich Grau dann der "Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft" des Hugo Wellems anschloß. Während seiner Zugehörigkeit zum Bundestag erregte Missbach vor allem dadurch Aufsehen, daß er auf amtlichem Papier des Parlaments Werbebriefe für die Investment-Schwindelfirma IOS verschickte.

Packebusch, Herbert, geboren am 4. Februar 1902 in Berlin, von Beruf Innenarchitekt.
Mitglied der NSDAP seit 1928, seit 06.12.1931 SS-Führer, seit 1941 SS-Standartenführer.
Seit 1937 gehörte Packebusch dem Sicherheitsdienst der SS (SD) an. 1942 wurde er mit dem Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse ausgezeichnet "für Verdienste bei den Einsatzgruppen in den ehemals polnischen Gebieten".
Von 1941 an war Packebusch kaufmännischer Direktor des Flügel & Polter-Konzerns, u.a. bei den Oberschlesischen Gummiwerken in Trzebinia.

Prentzel, Felix Alexander, geboren am 19. März 1905 in Koblenz, Generaldirektor i.R.
Seit 1932 war Prentzel in leitenden Positionen in der Chemieindustrie tätig, im Kriege Oberkriegsverwaltungsrat in den besetzten Gebieten, dann im Reichswirtschaftsministerium stellvertretender Abteilungsleiter der Abteilung 6 "Besetzte Ostgebiete". Von 1949-1955 im Bundeswirtschaftsministerium, zuletzt Ministerialdirigent. Von 1955 bis 1973 Vorstandsmitglied, zuletzt Generaldirektor, des DEGUSSA-Konzerns, seitdem im Ruhestand. Mitglied zahlreicher Aufsichtsräte sowie des Präsidiums des "Wirtschaftsrats der CDU e.V."
1966 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz.
Er erfand 1972 die Formel "Freiheit oder Sozialismus": Artur Missbach,
einst Ries-Gehilfe im Bereich von Auschwitz, seit 1931 NSDAP, seit 1947 CDU.

Ries, Fritz, geboren am 4. Februar 1907 in Saarbrücken, Industrieller, königlich marokkanischer Honorar-Konsul.
Seit 1934 persönlich haftender Gesellschafter der Flügel & Polter KG, Leipzig. Durch zahlreiche Arisierungen und "Übernahmen" erweiterte er diesen 120-Mann-Betrieb zu einem Konzern mit über 10.000 Beschäftigten und wurde dessen Hauptgesellschafter.
Mitglied der NSDAP seit 1933; 1936 vorgesehen als "Vertrauensmann für besondere Angelegenheiten" der Geheimen Staatspolizei.
Seit 1945 in Westdeutschland tätig, Vorstandsvorsitzer der PEGULAN-Werke AG, Hauptaktionär der RIES-Gruppe, Mitglied des Beirats der Commerzbank AG bis zu seinem Freitod im Jahre 1977.
In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1967 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz, 1972 mit dem Stern dazu ausgezeichnet.

Schleyer, Hanns Martin, geboren am 1. Mai 1915 in Offenburg, bis zu seiner Ermordung im Herbst 1977 Mitglied des Vorstands der Daimler-Benz AG und Präsident der Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), wie auch des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).
Seit 1931 Mitglied der HJ, dann der SS und der NSDAP. Jurastudium in Heidelberg, dort "Amtsleiter" des NS-Reichsstudentenwerks, einer – so die Zeit – "Tarnorganisation des Sicherheitsdienstes (SD)"; NS-Amtsleiter und Mitunterzeichner eines Denunziantenberichts an das Badische Ministerium für Kultur und Unterricht; 1938 Leiter des NS-Reichsstudentenwerks in Innsbruck, 1941 in Prag.
Bis 1945 als SS-Führer und Leiter des Präsidialbüros im "Zentralverband der Industrie für Böhmen und Mähren" in Prag tätig. Seit 1951 bei der Daimler-Benz AG, zuletzt Personalchef. Zahlreiche Aufsichtsratsmandate, u.a. stellvertretenden Vorsitz bei der PEGULAN AG.

Steiner, Julius, geboren am 18. September 1924 in Stuttgart, nach eigenen Angaben "seit 1958 als Referent in der freien Wirtschaft" tätig.
Wurde 1952 Landesgeschäftsführer der CDU in Baden-Württemberg, 1956 Landesvorsitzender der Jungen Union, 1963 stellvertretender Landesvorsitzender der CDU, 1967 Landesbeauftragter des "Wirtschaftsrats der CDU e.V.", 1969 Mitglied des Bundestages. Wurde im November 1972 nicht wiedergewählt und löste Anfang 1973 durch sein freiwilliges Bekenntnis, bei der Abstimmung über den Mißtrauensantrag gegen Bundeskanzler Willy Brandt für diesen votiert und dafür 50.000 DM erhalten zu haben, einen politischen Skandal aus, dessen Aufklärung durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß an unentwirrbaren Widersprüchen scheiterte. Es ergab sich jedoch, daß Steiner für bundesdeutsche und fremde Geheimdienste tätig gewesen war.

Strauss, Franz Josef, geboren am 6. September 1915 in München, Oberregierungsrat a.D., seit 1978 Bayerischer Ministerpräsident.
1937 Mitglied des NSKK, weltanschaulicher Referent beim Sturm 23/M 6 in München; Mitglied der Nazi-Eliteorganisation NSDStB (nur wenige tausend für SS- und SD-Führerposten u.ä. vorgesehene Mitglieder).
1943 zum Studienrat ernannt; als Oberleutnant Chef der Stabsbatterie und "Offizier für wehrgeistige Führung" (NSFO) einer Flakeinheit im Landkreis Schongau.
1945 Dolmetscher bei der amerikanischen Militärregierung, kommissarischer, dann gewählter Landrat von Schongau, zugleich geschäftsführender Vorsitzender des Spruchausschusses, der über die politische Vergangenheit ehemaliger Mitglieder der NSDAP und ihrer Gliederungen zu urteilen hatte.
Mitglied des Bundestages (CSU) seit 1949, Generalsekretär der bayerischen CSU, seit 1961 deren Landesvorsitzender.
1953 Bundesminister für besondere Aufgaben, 1955 für Atomfragen, 1956 bis 1962 Bundesminister der Verteidigung, 1966 bis 1969 Bundesminister der Finanzen.
Seit Beginn seiner politischen Laufbahn im Mittelpunkt immer neuer Affären und Skandale – "Hauptstadt-Affäre", "Bayerische Spielbanken-Affäre", "FIBAG-Skandal", "Onkel Aloys-Affäre", "HS 30-Skandal", "Spiegel-Affäre", "Starfighter-Beschaffungs-Skandal", "New Yorker Dirnen-Affäre" usw.-, wozu Theodor Eschenberg in der Wochenzeitung Die Zeit bemerkte: "Strauß ist nicht wegen seiner Politik gefährlich, sondern wegen seines persönlichen Verhaltens in der Politik."
Ausgezeichnet mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Verheiratet mit

Strauss, Marianne, geborene Zwicknagl, die ihrerseits mit 16 Prozent des Kapitals beteiligt war an Unternehmen der Firmengruppe des Konsuls Dr. Fritz Ries. Verunglückte tödlich am 22. Juni 1984.

Stücklen, Richard, geboren am 20. August 1916 in Heideck, Ingenieur.
Mitglied des Bundestages seit 1949, zeitweise Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag, 1957 bis 1966 Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen.

Taubert, Eberhard, geboren am 11. Mai 1907 in Kassel, Mmisterialrat a.D.
Seit 1931 Mitglied der NSDAP, leitete von 1932 an die Rechtsabteilung der Gauleitung von Groß-Berlin, SA-Sturmführer, enger Mitarbeiter von Dr. Joseph Goebbels. Von 1933 an im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, dort zunächst Referatsleiter, u. a. zuständig für die "Aktivpropaganda gegen die Juden". Von 1942 an Chef des Generalreferats Ostraum.
Daneben seit 1938 Richter am 1. Senat des Volksgerichtshofs und beteiligt an Todesurteilen gegen in- und ausländische Widerstandskämpfer.
Nach 1945 – eigenen Angaben zufolge – "zunächst viele Jahre außerhalb Europas, in Südafrika und in Persien", von etwa 1950 an wieder in der Bundesrepublik, wo er "Verbindung zu nationalen Kreisen" fand. Berater von Franz Josef Strauß, dann Rechtsberater und Leiter des persönlichen Büros von Konsul Dr. Fritz Ries. Verunglückte 1977 tödlich.

Tesmann, Rudolf, geboren am 29. März 1910 in Stettin, Generalbevollmächtigter.
Seit 1936 in der Auslandsorganisation der NSDAP tätig, von 1937 an persönlicher Adjutant des Reichsleiters Bohle, von März bis Dezember 1943 vertretungsweise Landesgruppenleiter der NSDAP in Spanien, von März 1944 bis Kriegsende Verbindungsmann zur Parteikanzlei (Reichsleiter Bormann).
Mitglied der SS; letzter bekannter Dienstgrad (1943): SS-Obersturmbannführer.
Nach 1945 von der britischen Besatzungsmacht verhaftet und interniert. Von 1948 an in leitender Stellung beim Horten-Konzern, Generalbevollmächtigter. Langjähriges Mitglied des Präsidiums des "Wirtschaftsrats der CDU e.V."

Todenhöfer, Gerhard Kreuzwendedich, geboren am 10. Juni 1913 in Wippersheim, Legationsrat a.D., Industrieller.
Seit 1930 Mitglied der NSDAP, schon als Gymnasiast fanatischer Nationalsozialist und besonderer Günstling Martins Bormanns, als dessen Vertrauensmann Dr. Todenhöfer nach beendetem Studium und Dienst in der NSDAP-Auslandsorganisation ins Auswärtige Amt kam. Dort zunächst stellvertretender Referatsleiter Deutschland III (Judenangelegenheiten), dann stellvertretender Leiter des Sonderreferats, hielt engen Kontakt zum Propagandaministerium und zur Parteikanzlei.
Der Bormann-Günstling Legationsrat SS-Hauptsturmführer Dr. Todenhöfer förderte in der Rundfunkpolitischen Abteilung des Auswärtigen Amts die Karriere seines langjährigen engsten Freundes Dr. Kurt Georg Kiesinger.
Nach 1945 übernahm Todenhöfer eine leitende Position bei der C. Baresel Bau-AG in Stuttgart, deren Generaldirektor er dann viele Jahre lang war. Aufsichtsratsvorsitzer der C. Baresel Bau-AG war Dr. Klaus Scheufelen, langjähriger Präsident des "Wirtschaftsrats der CDU e.V."

Wellems, Hugo, geboren am 4. August 1912 in Köln, Chefredakteur.
Seit 1930 Mitglied der Hitlerjugend, Führer in der Propagandaabteilung der Reichsjugendführung, seit 1936 Referent im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, im Kriege Chef des Propagandaamts für Litauen in Kowno.
Bis 1973 Chefredakteur der Wochenzeitung Das Deutsche Wort, eines weit rechtsstehenden Blattes, das in den Jahren bis 1969 laufend aus öffentlichen Mitteln subventioniert worden ist und sich 1970 zu einer Art Kopfblatt des "Bayernkuriers" (Herausgeber: F. J. Strauß) entwickelte. Dabei leistete Dr. Taubert, einstiger Vorgesetzter von Wellems, Vermittlerdienste. Später wurde Wellems Chefredakteur des "Ostpreußen-Blatts", eines Vertriebenenorgans, das sich für eine große, bundesweite Partei als Sammelbecken aller rechts von der CDU stehenden Gruppen unter Führung von F. J. Strauß einsetzte. Die ebenfalls von Wellems geleitete, als "gemeinnützig" anerkannte "Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft e.V.", die von namhaften Industriefirmen finanziert wurde, diente insbesondere im Bundestagswahlkampf 1972 als Basis für Kampagnen gegen Willy Brandt und die sozialliberale Koalition.

Zoglmann, Siegfried, geboren am 17. August 1913 in Neumark (Böhmerwald), Werbekaufmann.
Seit 1928 Mitglied der nationalsozialistischen Organisationen der Tschechoslowakei, 1933 Gefängnisstrafe wegen verbotener nationalsozialistischer Aktivität, 1934 nach Deutschland geflüchtet, HJ-Führer, bis 1939 Amtsleiter in der Reichsjugendführung, von 1939 an im "Protektorat Böhmen und Mähren", oberster Führer der Hitlerjugend und Abteilungsleiter beim Reichsprotektor.
1940 erbat und erhielt Zoglmann von Himmler persönlich die Erlaubnis, SS-Führer zu werden. Zoglmann gehörte der Leibstandarte SS "Adolf Hitler" an. Letzter bekannter Dienstgrad in der Allgemeinen SS (laut Personalveränderungsblatt vom 9. November 1944): SS-Untersturmführer; letzter HJ-Dienstgrad: Gebietsführer.
1950 Pressereferent des Landesverbands Nordrhein-Westfalen der FDP, Landesvorstandsmitglied; Inhaber der Werbeagentur "Interwerbung".
Von 1954 bis 1958 Mitglied des Landtags (FDP) von Nordrhein-Westfalen; von 1957 bis 1976 Mitglied des Bundestages, zunächst FDP-, dann Hospitant bei der CSU-Fraktion, 1972 Mitglied der CSU-Landesgruppe. Danach Lobbyist für südafrikanische Interessen (u. a. Waffenkäufe) in der Bundesrepublik.

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