Auszüge aus Winfried Prost's
"Manipulieren durch Sprache"

Unterschwellige Beeinflussung erkennen, einsetzen und abwehren

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Vorwort

Wer ein Buch über Manipulation in die Hand nimmt, mag daran einige Erwartungen richten:

Er wünscht Aufklärung über Manipulationstechniken, durch welche er bisher mehr oder weniger bewußt selbst manipuliert worden ist. Die damit angestrebte Klarheit kann als notwendige Voraussetzung für selbstbestimmtes Handeln betrachtet werden.

Er wünscht Anleitung, sich gegen Manipulationsversuche anderer wehren zu können.

Er sucht Mittel zu erfahren, die ihm helfen, andere Menschen gemäß seinem Willen und seinen Zielen erfolgreich zu beeinflussen. Dabei mag es ihm gleichgültig scheinen, ob diese Mittel fair oder unfair sind.

Allen drei Erwartungen versucht dieses Buch zu entsprechen:

Einerseits sollen systematisch unterschiedliche Dimensionen von Sprache abgeklopft werden hinsichtlich der mit ihnen verbundenen Möglichkeiten zur Manipulation. Damit wird dem Leser Werkzeug in die Hand gegeben, um Manipulationen aufzudecken und zu entlarven. Darüber hinaus werden ihm Strategien gewiesen, sich gegen Manipulationsversuche zu immunisieren.

Andererseits will dies Buch den Leser befähigen, seine eigenen Positionen wirkungsvoller und sicherer durchzusetzen und somit andere Menschen in gewissem Sinn zu "manipulieren". Dabei geht der Autor davon aus und versucht dies durch das ganze Buch hindurch zu begründen und zu zeigen, daß faire Methoden meist grundsätzlicher und erfolgreicher wirken als unfaire Methoden. Der Autor behauptet, daß bei einer Kenntnis der Grundlagen einer fairen Kommunikation und der Fähigkeit, sie in das eigene Verhalten umzusetzen, unfaire Methoden und Techniken weitgehend überflüssig sind. Nur beherrschen die wenigsten Menschen die Grundregeln einer fairen Kommunikation. Das sei im folgenden kurz ausgeführt:

In Ausbildung und Erziehung der meisten Menschen wird auf vielerlei Rücksicht und Einfluß genommen, unter anderem auch auf die Entwicklung der Sprache. Leider erstreckt sich dieser Einfluß aber nur zum geringen Teil auf Bereiche, die für die Praxis der Kommunikation bedeutsam und sinnvoll sind. Das kleine sprachelernende Kind lernt zunächst den Gebrauch von Worten und das Reagieren auf Ansprüche anderer. Es lernt, Sätze grammatikalisch richtig zu bilden, später die Regeln der Rechtschreibung. Die stark hierarchisch geprägte Interaktion zunächst zwischen Kind und Eltern, später zwischen Schüler und Lehrer, wird zum grundlegenden Muster späterer Kommunikation. Das bedeutet: Kommunizieren wird erlernt aufgrund ziemlich einseitiger Erfahrung, d.h. ohne systematische Einweisung, gewissermaßen intuitiv. Das hat zwei Folgen:

a) Die meisten Menschen sind nur beschränkt fähig, mit anderen Menschen sinnvoll zu kommunizieren. Sie haben nicht gelernt, aufeinander einzugehen und eine Meinung wirkungsvoll zu vertreten.

b) Die verbreitete unzureichende Beherrschung sprachlicher Möglichkeiten ermöglicht es einzelnen oder Gruppen, sich diese Schwäche zunutze zu machen und gezielte Manipulationen einzuleiten, denen andere dann relativ hilflos ausgeliefert sind.

Aus der geschilderten Situation ergeben sich als Ziele dieses Buches:

Es will die in der Sprache liegenden Möglichkeiten in zweierlei Hinsicht aufzeigen: einerseits die positiven Möglichkeiten des Überzeugens, andererseits die gefahrvollen Möglichkeiten der Manipulation.

Es will Freiraum schaffen für selbstbestimmtes Handeln und helfen, die persönliche Überzeugungskraft zu verstärken.

Um diese Ziele zu erreichen, werden anhand verschiedener Dimensionen der Sprache grundlegende Regeln der Kommunikation ausgeführt und die Methoden der Manipulation dargestellt.

Bei all dem will dies Buch praktisch sein. Zwar kann es auf der einen Seite nur zum Handeln anleiten und ist insofern notwendig theoretisch, auf der anderen Seite aber wird Wert darauf gelegt, daß das hier Mitgeteilte anwendbar und in konkretes Handeln umsetzbar ist. Deshalb wird vieles in Form von Regeln dargestellt, die sich unmittelbar auf das (sprachliche) Handeln beziehen. Daher ist dies Buch wirklich praktisch, ohne deshalb jedoch simpel zu sein oder Patentrezepte zu enthalten.

Kommunikative Verhaltensweisen wurden über Jahre eingeübt und können kaum von heute auf morgen abgeändert werden. So ist es nicht damit getan, dies Buch durchzulesen.

Ich möchte mein Buch vielmehr mit einem Werkzeugkasten vergleichen, den Sie sich zugelegt haben. Weder genügt es, die Werkzeuge anzuschauen, noch zu wissen, wie man damit umgeht. Man muß sie ausprobieren und erreicht erst durch Übung eine gewisse Geschicklichkeit im Umgang mit ihnen. Mit dem Schraubenzieher schlägt man bekanntlich keine Nägel in die Wand, und der erste Versuch mit dem Hammer trifft leicht den Fingernagel.

Für dies Buch heißt das: Angucken, Auspacken, Experimentieren.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Was ist Sprache?
Was ist Manipulation?
Sprache und Erkennen
So wehren sie Manipulation ab
So können Sie andere beeinflussen
Sprache als Tradition
Praktische Bedeutung von Redensarten und Sprichwörtern für die Manipulation
Anwendungsbeispiele
Sprache prägt Bewußtsein
Direkte Methoden der Bewußtseinsbeeinflussung
Wie schütze ich mein Bewußtsein vor Manipulationen?
Beispiele für Fremdbeeinflussung
Sprache als verfügbare Form
So vermeiden Sie Manipulation
Beispiele für Fremdbeeinflussung
Sprache und Sprachen
Möglichkeiten der Manipulation
Sprache normiert Verhalten
So wird Verhalten von Menschen durch Normen manipuliert
Wie Sie sich vor Manipulation durch Normen schützen
Sprache ist durchwirkt von Gefühlen
Manipulation durch Gefühlsansprache
Sprache und Information
So werden Informationen manipuliert
So erhalten Sie von anderen Menschen Informationen
So bringen Sie Informationen bei anderen Menschen an
Sprache und Bilder
Bedeutung von Bildern
Umgang mit bildhafter Sprache
Sprache schafft Bedürfnisse
Bedürfnismanipulation
Manipulativer Umgang mit Bedürfnissen anderer Menschen
Immunisieren gegen Bedürfnismanipulation
Gespräche
Sprache und Führung
Wie Sie Mitarbeiter demotivieren können
Wie Sie Mitarbeiter motivieren können
Regeln zur Leitung von Gruppengesprächen
Umgehen mit Einwänden
Schlußbetrachtungen
Grenzen der Manipulation

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