Noam Chomsky

Die Herren der Welt
Essays und Reden aus fünf Jahrzehnten
Für Chomsky ist auf ganz persönlicher Ebene die Sprache das entscheidende Mittel, um die Risse in der Menschheit zu reparieren; die Struktur der Sprache ist eine wunderbare Eigenschaft des Lebens, die gleichzeitig stabil und unendlich formbar ist. Darin unterscheiden sich seine Ansichten radikal von denen Jean-Paul Sartres, der meint, dass Worte und Sprache uns von der Welt, wie sie ist, oder wie sie vielleicht sein könnte, trennen. Für Chomsky gibt es zwei mögliche Wege zur Reparatur und um etwas Anderes, etwas Neues, eine neue Ordnungsstruktur oder eine Alternative zu schaffen. Einer ist das gesprochene und geschriebene Wort, das auf eine angeborene Fähigkeit des Menschen zurückgeht. Der andere ist die Sprache des beispielhaften Tuns, dass allgemeine Thesen, beispielsweise über Liebe und Empathie, in der Praxis durch gelebte Erfahrung verdeutlicht werden. In der Politik sind Körper und Geist Werkzeuge, um Körper und Geist zu reparieren. Oberflächlich betrachtet scheint Chomsky zu meinen, dass es einerseits wissenschaftliche Analyse und andererseits Werte gibt, die uns lieb und teuer sind und die wir durch andere gesellschaftliche Mittel verbreiten. In dieser Welt wird der Körper in Kategorien eingeteilt, nach denen Geist und Herz, Denken, Erkenntnis und Urteilskraft von Emotionen und Gefühlen getrennt sind. Ist das nicht das Ziel des modernen Wissenschaftsbetriebes, der hofft, damit Vernunft und Anstand zu verteidigen, eine Reihe »edler Lügen«, die Abgrenzung des Selbst vom Objekt und damit eine pervertierte Objektivität schafft, um den Wissenschaftler und seine Forschung zu schützen, wobei er bewusst an Integration und Ganzheit vorbei arbeitet?

Eine Anatomie der Macht
Der Chomsky-Reader
Dieses Buch ist eine Einführung in die Gedankenwelt eines der bemerkenswertesten politischen Denker und Aktivisten unserer Zeit. Die Diskussionen umfassen ein breites Spektrum an Themen –
von der Funktionsweise der modernen Medien über die Globalisierung, das Bildungssystem, die Umweltkrise bis hin zum militärisch-industriellen Komplex und den Strategien oppositioneller Aktivisten, um nur einige Punkte zu nennen. Insgesamt präsentieren sie eine revolutionäre Perspektive für die Bewertung der Weltpolitik und das Begreifen von Machtverhältnissen. Noam Chomskys politisches Denken ist nicht von neuen Einsichten oder einer allübergreifenden Idee geprägt, sondern gründet in Begriffen, die seit Jahrhunderten diskutiert werden. Sein originärer Beitrag besteht vielmehr in einem überwältigenden, strukturierten Reichtum an Informationen und der röntgenialischen Fähigkeit, an zahllosen Beispielen die Machinationen und Täuschungsmanöver institutionalisierter Mächte der heutigen Zeit zu entschleiern. An praktischen Fällen – und nicht auf abstrakte Weise – zeigt er den Menschen, wie sie befähigt werden, eigenständig und kritisch zu denken.

Hegemonie oder Untergang
Amerikas Streben nach Weltherrschaft
Ganz sicher hat unsere Gattung die entsprechenden destruktiven Fähigkeiten entwickelt und, wie ein außerirdischer Beobachter bemerken könnte, im Verlauf ihrer Geschichte auch in die Tat umgesetzt; am augenfälligsten während der letzten Jahrhunderte mit Angriffen auf die lebenserhaltende Umwelt, die Artenvielfalt komplexerer Organismen sowie mit kalter und berechnender Brutalität gegen die Angehörigen der menschlichen Spezies selbst.

Hybris
Die endgültige Sicherung der globalen Vormachtstellung der USA
Wer seiner Verantwortung gerecht werden möchte, indem er für wahrhafte Demokratie und Freiheit – und eine Politik des Überlebens - eintritt, sollte wissen, welche Hindernisse dem entgegenstehen. In gewalttätigen Staaten liegen diese offen zutage, in demokratischeren Gesellschaften sind sie eher verborgen. So unterschiedlich die Methoden der Behinderung von Demokratie und Freiheit auch sein mögen, so ähnlich sind die Ziele: Immer geht es darum, die »große Bestie«, wie Alexander Hamilton das Volk nannte, innerhalb eng gezogener Schranken zu halten.

Media Control Auszüge
Wie die Medien uns manipulieren
Die im folgenden behandelten Probleme haben ihre Wurzeln in der Eigenart westlicher Industriegesellschaften und sind von Anfang an Gegenstand von Auseinandersetzungen gewesen. In kapitalistischen Demokratien ist die politische Macht in einem Spannungsfeld angesiedelt. Demokratie heißt im Prinzip Herrschaft des Volks. Aber die Entscheidungsbefugnis über zentrale Bereiche des Lebens liegt in privaten Händen, was weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaftsordnung hat. Eine Möglichkeit, die Spannung zu vermindern, läge in der Ausdehnung des demokratischen Systems auf wirtschaftliche Investitionsentscheidungen, die Organisation von Arbeit usw. Das würde zu einer umfassenden sozialen Revolution führen, in der, zumindest meiner Ansicht nach, die politischen Revolutionen vergangener Zeiten ihre Vollendung fänden und einige der libertären Grundsätze, auf denen sie z.T. beruhten, verwirklicht werden könnten.

Neue Weltordnungen
Vom Kolonialismus bis zum Bic Mac
Das Buch beruht auf drei Vorlesungen, die im Mai 1993 an der Amerikanischen Universität in Kairo gehalten wurden. Das Material wurde beträchtlich erweitert und aktualisiert, auch um die Anregungen aufzunehmen, die ich bei den Seminaren, Zusammenkünften und äußerst erhellenden persönlichen Gesprächen anläßlich meines viel zu kurzen Aufenthalts empfing.

Offene Wunde Nahost
Israel, die Palästinenser und die US-Politik
Ein Jahr ist es her, da bemerkte Baruch Kimmerling, Soziologe an der Hebrew University: »Was wir befürchteten, ist eingetreten... Der Krieg scheint unvermeidlich« - ein »böser, kolonialer« Krieg. Sein Kollege Ze'ev Sternhell sah es ähnlich: Die israelische Führung betreibe jetzt »eine Kolonialpolitik, die an die Übernahme der Wohngebiete der armen schwarzen Bevölkerung durch die Polizei der Weißen in Südafrika während der Apartheid erinnert«. Beide verweisen auf das Augenfällige: In diesem Konflikt, der in Territorien lokalisiert ist, die seit 35 Jahren unter strenger militärischer Besatzung stehen, herrscht kein Gleichgewicht zwischen den beiden »ethno-nationalen Gruppen«.

People without Rights
Kosovo, Ost-Timor und der Westen
Das zwanzigste Jahrhundert endete mit schrecklichen Verbrechen. Die Großmächte antworteten darauf mit Aktionen, die, so wurde lauthals verkündet, den Beginn einer »neuen Ära« internationaler Politik markieren würden: Fortan sollten, beispiellos in der bisherigen Geschichte, die Menschenrechte und andere hohe Werte im Mittelpunkt politischen Handelns stehen. Beispiellos war sicherlich die Selbstbeweihräucherung, die jedoch nicht nur als rhetorische Stilübung zur Jahrtausendwende verstanden werden wollte. Politiker und Intellektuelle versicherten der westlichen Öffentlichkeit, daß diese neue Ära kein Hirngespinst, sondern von ungewöhnlicher Bedeutung sei.

Power and Terror
US-Waffen, Menschenrechte und internationaler Terrorismus
Mit unnachgiebiger Überzeugung dürfte Chomsky wohl an die tausendmal sein Argument wiederholt haben, daß wir den Terrorismus der Schwachen gegen die Starken nicht angemessen beurteilen können, wenn wir nicht zugleich den »sehr viel extremeren Terrorismus der Starken gegen die Schwachen, der jedoch als tabu gilt« ins Auge fassen. Das mit einem ständig wachsenden Aufgebot an historischen Fallstudien, Dokumenten und Analysen unterfutterte Argument stieß in Washington und bei den Mainstream-Medien auf taube Ohren, fand aber bei Tausenden von Zuhörern in den Vereinigten Staaten und im Ausland enorme Resonanz. Zahllose Menschen vernahmen auch diesmal wieder, wie schon seit Jahrzehnten, Chomsky als Stimme der Vernunft und des Gewissens.

Profit over People
Neoliberalismus und globale Weltordnung
Der Neoliberalismus ist das vorherrschende Paradigma der politischen Ökonomie unserer Zeit – es bezieht sich auf die Politik und die Prozesse, mittels derer es einer relativ kleinen Gruppe von Kapitaleignern gelingt, zum Zwecke persönlicher Profitmaximierung möglichst weite Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zu kontrollieren. Ursprünglich galten Reagan und Thatcher als die
Hauptvertreter neoliberaler Politik, doch seit zwei Jahrzehnten ist der Neoliberalismus weltweit auf dem Vormarsch, und seine Prinzipien sind von Parteien der Mitte ebenso übernommen worden wie von denen der traditionellen Linken und Rechten. Diese Parteien vertreten mit ihrer Politik die Interessen von kapitalkräftigen Investoren und knapp eintausend Großkonzernen dieser Welt.

Sprache und Politik
Ich wußte aus eigener Erfahrung, daß das stimmte; ich berührte einmal das Opfer eines Napalmangriffs, und danach hatte ich die Haut des Mädchens an meiner Hand. Was Chomsky in diesem und anderen Büchern und in seinen Vorträgen und Artikeln vorlegte, war nicht nur eine Chronik moderner Barbarei, sondern auch die Einordnung dieser Barbarei in den Rahmen einer systematischen „Arbeitsteilung". Die eine Gruppe von „Jungs in den Hinterzimmern" hatte die Entwicklung von Napalm in Auftrag gegeben, während eine andere es dann verfeinert hatte, „damit es bis hinunter auf den Knochen brennt". Die Piloten brauchten es dann nur noch abzuwerfen. Unterdessen sorgten die Medien dafür, daß das Gesamtbild dieses unvorstellbaren Vorgangs so gut wie unsichtbar und damit akzeptabel blieb.

The Attack Auszüge
Hintergründe und Folgen
Die schrecklichen Ereignisse vom 11. September besitzen zweifellos eine neue Qualität, die nicht in ihrem Umfang oder ihrem Charakter besteht, sondern im Ziel der Angriffe. Seit 1812 haben die Vereinigten Staaten keinen Angriff auf ihr Territorium mehr erlebt; es wurde noch nicht einmal bedroht. Während der letzten zweihundert Jahre haben die USA die eingeborene Bevölkerung Nordamerikas (Millionen von Menschen) vernichtet, halb Mexiko erobert (de facto das Territorium der dort lebenden Völker, aber das ist eine andere Sache), Hawaii und die Philippinen besetzt (und dabei Hunderttausende von Filipinos getötet) und nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Form der Gewaltanwendung auf fast alle Regionen der Erde ausgedehnt. Das hat enorme Opfer gekostet, aber nun sind die Kanonen zum ersten Mal herumgedreht worden. Das ist eine dramatische Veränderung.

War against People Auszüge
Menschenrechte und Schurkenstaaten
Wie viele andere Begriffe des politischen Diskurses wird der Terminus "Schurkenstaat" auf zweierlei Weise verwendet: zum einen propagandistisch, um ausgewählte Feinde zu kennzeichnen, zum anderen wörtlich, um damit Staaten zu beschreiben, die sich selbst an internationale Regeln und Abmachungen nicht gebunden fühlen. Die Logik läßt erwarten, daß die mächtigsten Staaten unter die zweite Kategorie fallen, sofern ihnen nicht innenpolitische Beschränkungen auferlegt werden. Diese Erwartung wird von der Geschichte bestätigt.

Warum die Mainstreammedien "Mainstream" sind
Vortrag 1997 im Z Media Institute
Ich schreibe unter anderem deshalb über die Medien, weil ich mich für das intellektuelle Klima insgesamt interessiere und weil die Medien der Bestandteil dieses Klimas sind, der am leichtesten zu untersuchen ist. Bei den Medien gibt es einen täglichen Output, wodurch eine systematische Untersuchung möglich wird. Man kann die Version von gestern mit der von heute vergleichen. Es gibt eine Menge Material, anhand dessen man sehen kann, was die Medien in den Vordergrund rücken, was sie ausblenden und wie die Struktur dieses Prozesses aussieht.

Was für Lebewesen sind wir?
Noam Chomsky gilt als der Begründer der modernen Linguistik und als einer der Gründerväter der Kognitionswissenschaften. Zugleich ist er einer der meistgelesenen politischen Denker der Welt. Dieses Buch ist die philosophische Summe seines Lebens: Erstmals führt er alle seine großen Themen zusammen und begibt sich auf die Suche nach dem Wesen des Menschen. Chomsky nimmt seinen Ausgang bei der Sprache. Diese ist für ihn ein angeborener Mechanismus, der ein keineswegs zwingendes Muster aufweist und unser Denken bestimmt. Wir alle denken gemäß diesem Muster – und daher können wir auch nur das wissen, was die menschliche Sprache zu denken erlaubt. Einige Geheimnisse der Natur könnten uns deshalb für immer verborgen bleiben. Zugleich eröffnet die Sprache aber eine kreative Freiheit; uns ist ein Freiheitsinstinkt gegeben, der uns gegen Herrschaft aufbegehren und eine freie Entfaltung suchen lässt. In der libertären Tradition von Alexander von Humboldt, John Stuart Mill und Rudolf Rocker zeichnet uns Chomsky als anarchische Lebewesen, die nach einer Assoziation freier Menschen streben.

Was Onkel Sam wirklich will
Wer gewohnt ist, in den Vereinigten Staaten die Verteidigerin der Demokratie auf der ganzen Welt zu sehen, wird vieles, was er in diesem Buch zu lesen bekommt, unglaublich finden. Aber Chomsky ist Wissenschaftler; die in diesem Buch genannten Tatsachen sind Tatsachen, und jede Schlussfolgerung wird mit erdrückendem Beweismaterial untermauert.

Wege zur intellektuellen Selbstverteidigung
Medien, Demokratie und die Fabrikation von Konsens
Seit Noam Chomsky Mitte der sechziger Jahre seinen Elfenbeinturm als Linguist am Massachussetts Institute of Technologie (MIT) verließ, um gegen den Vietnamkrieg Stellung zu beziehen, hat er eine Vielzahl von Büchern und Artikeln publiziert, unzählige Vorträge gehalten. In diesem Buch, das zum vielgerühmten Dokumentarfilm »Manufacturing Consent« entstand, wird zum erstenmal ein Überblick über das Denken und den Werdegang dieses faszinierenden Menschen gegeben. Besonderes Augenmerk gilt dabei Noam Chomskys luzider Medienanalyse, deren manipulative Methoden er aufgezeigt hat. Dieses auch an Bildmaterial reiche Buch ermuntert den Leser, sich der Desinformation im Alltag zu entziehen, kritisch und selbständig zu denken sowie Widerstand zu leisten.

Weil wir es so sagen
Texte gegen die amerikanische Weltherrschaft im 21. Jahrhundert
Diese Meinungen sind kein Zufall. Im Jahr 2009 begann die Energiebranche mit Unterstützung verschiedener Wirtschaftslobbyorganisationen mehrere große Kampagnen gegen den nahezu einhelligen Konsens in der Wissenschaft, dass die von Menschen verursachte Klimaerwärmung eine ernste Bedrohung darstellt.

Wer beherrscht die Welt?
Die globalen Verwerfungen der amerikanischen Politik
Das Primat der militärischen Intervention und der unerbittliche Drang, alleinige Weltmacht zu bleiben, bilden die Konstanten der amerikanischen Politik – auch wenn dadurch Staaten ins Chaos und Menschen ins Verderben getrieben werden. Im Land selbst dagegen haben bis heute die Reichen und Mächtigen fast freie Hand, jenseits demokratischer Kontrollen. Es geht ihnen nur um Gewinn- und Einflussmaximierung – die weltweite Bedrohung durch Klimawandel und Atomarsenale nehmen sie ungerührt in Kauf. Wohin führt uns das? Welche Folgen hat das für den Rest der Welt? In seiner so brillanten wie präzisen Analyse beschreibt Noam Chomsky die fatalen Folgen der imperialen Politik der USA für das ohnehin immer chaotischere Zusammenleben auf unserem Planeten.

Wirtschaft und Gewalt
Vom Kolonialismus zur neuen Weltordnung
Die Originalversion dieses Buches erschien Anfang 1993 unter dem Titel Year 501: the Conquest Continues. Das bezog sich natürlich auf die Ankunft von Christoph Kolumbus in der amerikanischen Welt, auf den fünfhundertsten Jahrestag der Entdeckung Amerikas, der im Oktober 1992 begangen wurde. Sie gehörte zu einer ganzen Reihe entscheidender Ereignisse, die Europa den Weg zur Eroberung der Welt bahnten. In dieser langen Epoche hat es dramatische Veränderungen gegeben, aber viele von ihnen sind nichts als Variationen einiger durchgehaltener Themen, deren Melodie bis heute zu hören ist, da wir in eine »Ära der Verheißung« eintreten und »einen jener seltenen Augenblicke« erleben dürfen, in denen »die Weltgeschichte sich wandelt«. Jedenfalls war das Außenminister Bakers erhebende Vision, als die USA sich daran machten, den Irak zu bombardieren. Tatsächlich war damit nur eine neue Phase des »großen Werks der Unterwerfung und der Eroberung« eingeläutet worden. So jedenfalls lautete die Formulierung überschwenglicher amerikanischer Schriftsteller, die im neunzehnten Jahrhundert erwartungsfroh in die Zukunft schauten.